30. Mai 2007
Norwegen, sehr charmant: Sondre Lerche
Wie viele charmante Norweger kennen wir? Eine Minute lang intensiv überlegt und dann zum Schluss gekommen: Keinen einzigen! Dieser Missstand ist jetzt endlich aus der Welt. Sondre Lerche, der Poptroubadour aus Bergen, ist uns im Frankfurter Cooky´s erschienen und hat uns doch mit diesem Kinderschokolade-Lächeln, seinen verspielten Songs und mit den launig-augenzwinkernden Zwischenansagen in Nullkommanix um den kleinen Finger gewickelt. Und nicht nur das: Er hat diese Mädchen dazu gebracht, direkt vor der Bühne Discofox zu tanzen und dabei äußerst abenteuerliche Figuren auszuprobieren. Das haben wir in diesem grundunsympathischen Club noch nie erlebt!
Sondre hat seine Band Faces Down mitgebracht, um den rockigeren Songs des neuen Albums »PHANTOM PUNCH« eine gehörige Dosis Düsentrieb zu verleihen. Und das funktioniert so gut, dass selbst das legendär stoffelige Frankfurter Publikum ins Swingen gerät. Sich ein lebhafter Austausch zwischen Bühne und Bar entspinnt. Sondre ist ein Strahlemann, der geradewegs aus einer besonders glücklichen Ecke des Pophimmels ausgebüxt sein muss, um uns mit seinem Kulleraugen und seinen Händchen für seligmachende Popmelodien die Röte in die Wangen zu treiben. Hach! Irgendwie ist an diesem Kindchenschema-Ding doch etwas dran. Obwohl es draußen dauerregnet, geht hier drinnen gerade noch mal die Sonne auf.
Und die Norweger! Die gesamte norwegische Population Frankfurts muss sich an diesem Abend im Cooky´s versammelt haben, um in der hessischen Fremde in Heimatgefühlen zu schwelgen. Die Nordmänner und -frauen konsumieren eifrig das grotesk überteuerte Bier im Cooky´s (der Preis bewegt sich auf dem Niveau von Oslo!) und werden im Laufe des Konzerts immer zutraulicher. Sie wagen sich zur ersten Zugabe sogar auf die Tanzfläche, wo sie freundschaftlich mit den Discofox-Mädels kollidieren. Schön! Kollektives Grinsen auf allen Gesichtern. Herr Lerche verabschiedet sich mit einem ruhigen, akkustischen Song. »Schön, dass ihr heute alle bei mir auf dem Konzert wart und nicht bei Justin Timberlake!«, bedankt er sich zum Abschluss. Gern geschehen, Sondre! Wir hatten bestimmt sehr viel mehr Spaß als das Feuerzeuge schwingende Publikum in der Festhalle. Wenig später sitzt der junge Musiker neben seinem großen Bruder am Merch-Stand und wappnet sich gegen den Ansturm all der kleinen und großen Mädchen, die ihre CDs von ihm signieren lassen wollen.
Ach ja, und der Charmefaktor. Noch was passiert an diesem Abend: Sondre schafft es mit seinem Konzert auf Anhieb, sich gleich in die erste Liga der skandinavischen Pop- und Singer-Songwriter-Charmeure in meinem musikalischen Universum zu schieben. Gleich hinter Teitur von den Faröern und Janne Laurila aus Finnland!