Wenn Schnee singt: Maarja Nuut
Das Polarblog meldet sich aus der Urlaubspause zurück. Schreibt mitten im Mai über Schnee. Aber das sind ganz unerhörte Töne! Wir blicken einmal mehr mehr über den finnischen Meerbusen hinüber nach Estland. Die Musikerin Maarja Nuut aus dem Örtchen Rakverre steht zwar mit beiden Füßen fest in der reichen Volksmusiktradition der kleinen Baltenrepublik. Aber von dort aus hebt sie in ganz neue Gefilde ab: Mit Stimme, Geige und elektronischen Loops erschafft sie wunderbar minimalistische Klangwelten von rätselhafter Schönheit. Ihr zweites Album »UNE MEELES« (übersetzt: Im Banne eines Traums) hat die eigensinnnige Künstlerin trotz vielfältiger Angebote auf ihrem eigenen Label veröffentlicht, um die komplette Kontrolle über ihr kreatives Schaffen zu behalten. Einen prominenten Fan hat die Estin bereits gewonnen. »So muss es sich anhören, wenn Schnee singt«, lobt Duran Duran-Sänger Simon Le Bon. Recht hat der Mann! Denn Maarja Nuut führt uns ganz sanft auf Abwege, hinein in einen Märchenwald. Wo die Gewissheiten allmählich schwinden und die Feen durchaus garstig sein können! Das sehr feine »Õdangule” etwa ist ein subtil beunruhigendes Wiegenlied, zu dem wir in dunkelgrüne Traumwelten abgleiten mögen. Ach ja, und gesungen wird ausschließlich auf Estnisch. Was den Zauber nur noch verstärkt!
Maarja Nuut lädt uns dazu ein, unsere Phantasie zu gebrauchen: Zu reduzierten und dennoch vielschichtigen Tracks wie »Kargus« entstehen zu süchtig machenden, repetitiven Streicher-Motiven unerwartete Bilder vor unserem inneren Auge: Vielleicht majestätische, weite Schneelandschaften, in denen wir uns fast verlieren können? Mit »Une Meeles« besetzt die junge estnische Musikerin selbstbewusst ihre ganz eigene Nische zwischen Folk, Nu Classic und experimenteller Elektronik. Vielleicht hört sich eine magischer Realismus heutzutage genau so an! Nämlich auf eigenwillige Art anmutig!
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